Quarterman 2009

geschrieben von am 04.12.2009


Als Mitglied des Tria-Teams- Bruchköbel nahm ich an dem o.g. Wettbewerb teil, obwohl meine Hilfe an anderer Stelle wohl nichts geschadet hätte. Alle Mitglieder werden bei dieser Veranstaltung gebraucht und nach ihren Fähigkeiten eingesetzt. Meine Fähigkeiten konnten durch die kurze Mitgliedschaft wohl nicht richtig eingeschätzt werden, worauf die Verantwortlichen entschieden, dass ich die neue Vereinsbekleidung zur Schau tragen durfte und so insgesamt keinen größeren Schaden anrichten konnte.
Ich nahm also die Herausforderung meines 18-jährigen Sohnes Yanic an und trat am 21.06.2009 gegen ihn, meinen inneren Schweinehund und weiteren 353 homo triathletis an (viel Feind viel Ehr). Bedenken hatte ich hinsichtlich der Fitness meines Sohnes, der gerade aus einem einjährigen Schulpraktikum aus der USA zurückkam, wo er im Schwimmteam Fabelzeiten mailte. Insgesamt sah ich dem Wettbewerb aber gelassen entgegen, da er keine Gelegenheit hatte Rennrad zu fahren.
Der Tag näherte sich und wie nicht anders zu erwarten, stellte sich rechtzeitig ein Erkältung mit Hals- und Kopfschmerzen ein. Es war an der Zeit, über ein paar grundsätzliche Dinge nachzudenken. Sollte ich nun die Erkältung oder das soziale Engagement vorschieben, evtl. nicht zu starten, um einer Blamage zu entgehen. Schließlich kennen mich doch die meisten Bruchköbler. Außerdem dient der Wettkampf ja auch noch als Vorbereitung zum Ironman in Frankfurt, für den ich auch noch keine schlüssigen Absagemöglichkeiten entwickelt habe.
Letztendlich stand ich doch mit dem neuen Trikotsatz pünktlich zur Wettkampfbesprechung im Schwimmbad und musterte meine potentiellen Mitstreiter. Konnte ich durch das tragen des neuen Outfits mein reales Alter verschleiern? Spätestens bei der Endzeit würde die Wahrheit doch ans Tageslicht kommen. Mensch, sahen die alle fit aus. Ich hörte überhaupt nicht zu und suchte noch verzweifelt nach einer Tätigkeit, die nur ich erledigen konnte und ohne die beim Quarterman nix ging.
Der Augenblick der Wahrheit war gekommen und meine Kamprichterin Jutta Markhof, beförderte mich ins Wasser, obwohl ich lediglich nachfragen wollte, ob ich denn irgendwo noch gebraucht werde. Zur Kenntlichmachung meines Geschlechts wurde mir noch ein farbiges Verhüterli übergezogen und dann ging’s los. Alle Schwimmer in der Bahn versicherten, dass sie 22 min. schwimmen wollten (ich wollte schneller, behielt das aber für mich).
Das Wasser zum Fortbewegen aber lästig ist, es bremst und verhindert Sauerstoffnachschub, merkte ich jetzt nach dem Startschuss. Ich habe keinerlei esoterisch-emotionales Wassergefühl. Ich drosch eindrucksvoll in die Gülle, auf dass die anderen meinen Einsatz auch sähen und mir evtl. Platz machen würden. Trugschluss, alle schlossen sich meiner Technik an und es kam zum wiederholten Stau. 950 Meter können irre lang sein, vor allem, wenn man sich ausdauernd veratmet und schleichend ersäuft. Mit gefühlten drei Litern Wasser im Bauch liegt der Schwerpunkt suboptimal. Die Zuschauer scherzten am Rand, als ich endlich angetrieben kam. Der Sauerstoffmangel trieb mich ins Delirium. Vorteil, der sich erst später herausstellte, ich konnte meine Trinkflasche voll mit zurück in die Wechselzone bringen (ob das in Frankfurt auch funktioniert, wage ich zu bezweifeln).
Wechselzone! Verausgabt und doch stolz, den/die eine/n oder andere/n Schwimmer/in hinter mir gelassen zu haben, lief ich wie auf Wolken (konnte auch mit dem Sauerstoffmangel zusammen hängen) zu meinem Rad und meinem neuen Dress. Ich versuchte, dass mittlerweile nass geregnete Teil überzuziehen, wobei mich einige der Starter und Starterinnen überholten. Zeit ist seit Einstein eine variable Größe und ich verstehe nicht ganz, warum ich als Vereinsmitglied hier keinen Bonus erhalten habe, weil ich mein Dress so lange und interessant auf dem Parkplatz zur Schau trug.
Endlich auf dem Rad, kam mir gleich der Gedanke, dass der steht’s von vorne kommende Wind mit dem Wasser doch einiges gemeinsam hat. Das hier Wasser von oben zur Kühlung ausreichend zur Verfügung stand, verbesserte meine Motivation keineswegs. Ich arbeitete unser neues Design vier Mal durch den Rundkurs und auch hier hatte ich keine Vorteile als Mitglied. Die mir zur Verfügung stehenden Abkürzungen, waren nur mit einem Mountain-Bike zu fahren.
Die angezeigte Geschwindigkeit auf dem Tacho, entsprach nicht unbedingt meinem eigenen ungetrübten Gefühl, von Hochgeschwindigkeit (ich werde ihn noch mal überprüfen lassen). Meine Überholvorgänge dauerten wesentlich länger als die, wo ich überholt wurde.
Endlich wieder in der Wechselzone durfte ich meine nassen Radschuhe gegen nasse Laufschuhe tauschen. Auch hier dachte ich, je länger das Trikot zur Schau getragen wird, desto größer der Werbeeffekt (wieder keinen Bonus?). Mit jedem Schritt wurden meine Schuhe leichter, weil es mittlerweile aufgehört hatte zu regnen. Trotzdem wollte sich ein Hochgefühl nicht so richtig einstellen. Mein toter Punkt erstreckte sich von der Wechselzone bis kurz nach dem Ziel und ich entschuldige mich im nachhinein, bei denen, die ich nicht freundlich zurück gegrüßt habe, selbst als ich im Unterbewusstsein mehrmals hörte, „gugg ma enn Bruchköbler“. Mein Endspurt, bedeutete ein letztes Aufflackern der Lebensgeister vor dem endgültigen Abschlaffen. Endlich Schluss mit der Quälerei.
Insgesamt hat mir der Wettkampf einen riesen Spaß gemacht und ich finde, dass die Organisation perfekt war. Ich hoffe, dass im nächsten Jahr doch einige Mitglieder die Möglichkeit bekommen vor heimischem Publikum zu starten, weil ausreichende Hilfe von außen zu organisieren ist. Dieser Bezug würde wohl auch für mehr Zuschauer sorgen, die an der Strecke fehlten und die dann auch Lust zum Mitmachen bekommen würden.
Vielen Dank noch einmal für die Ausnahmestartgenehmigung.

Peter Zunke

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